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Die Geschichte des Zoos

Tiergrotten – wie alles begann

Im Jahre 1912 – Bremerhaven ging es Dank Fischerei und Schifffahrt recht gut – sollte für die Dampfer des Norddeutschen Lloyd eine neue Anlagestelle errichtet werden. Eine Wartehalle mit Restaurant und Fischkosthalle sowie ein Aquarium als Anziehungspunkt waren geplant. Die Deputation für Häfen und Eisenbahnen in Bremen stimmte zu, und so entstand die Strandhalle mit dem Nordsee-Aquarium als Keimzelle des Zoo am Meer.

Der Oberlehrer Dr. Heinrich Lübben ging mit Engagement und Sachverstand ans Werk und am 1. August 1913 war die Eröffnung. Dr. Lübben wollte jedoch mehr und überzeugte die Verantwortlichen der Stadt Bremerhaven von der Notwendigkeit der Erweiterung. Am 24. Juni 1928 öffneten die Tiergrotten ihre Pforten und damals wie heute gehörten Eisbären, Seehunde und Seelöwen zu den Attraktionen. Viele einmalige Zuchterfolge gelangen den Zoologen aus Bremerhaven: 1932 Zuchterfolg bei den Brillenpinguinen, 1933 die erste Aufzucht eines Seehundes in Menschenobhut, die legendäre Eisbärenzucht, die mit 29 Eisbären immer noch einen vorderen Rang einnimmt oder später in den 80er Jahren die Erstnachzucht von Basstölpeln in Menschenhand. Anfang der 80er Jahre wurden die Tiergrotten in Zoo am Meer umbenannt, aber die Bremerhavener nennen ihren Zoo immer noch liebevoll „Tiergrotten“.

Die Direktoren

  • 1913–1931 Dr. Heinrich Lübben
  • 1932–1934 Dr. Otto Stocker
  • 1934–1953 Hermann Junker
  • 1953–1972 Dr. Kurt Ehlers
  • 1972–1980 Dr. Götz Ruempler
  • 1980–2000 Dr. Rüdiger Wandrey
  • seit 2001 Dr. Heike Kück

Die Geschichte des Neubaus

Die Städtische Grundstücksgesellschaft, eine Tochter der im Eigentum der Stadt Bremerhaven befindlichen Städtischen Wohnungsgesellschaft, erwarb den Zoo mit Grundstück im Jahre 1999 und gründete die Zoo am Meer Bremerhaven GmbH, die den Betrieb des Zoos übernahm. Bauherr für den neuen Zoo war die Städtische Grundstücksgesellschaft.

Der Senat der Freien Hansestadt Bremen und der Magistrat der Stadt Bremerhaven waren sich einig, dass der Zoo als integraler Bestandteil des damals konzipierten „Ocean Parks“ geplant werden sollte. Der Zoo sollte aber bereits für sich alleine ein touristischer Anziehungspunkt sein, wenn das Projekt „Ocean Park“ sich zerschlagen sollte. So ist es dann auch gekommen. Dazwischen lagen arbeitsreiche, komplizierte, von Regen und Sturm beeinflusste, planerisch, organisatorisch und handwerklich anspruchsvolle Arbeitsjahre.

Das Architekturbüro Herwig, Jaenisch, Wittig und Partner aus Hannover wurde im Jahre 2000 beauftragt, die Zooplanung zu erarbeiten. Den Gremien der Stadt Bremerhaven wurde dieser Plan im Frühjahr 2000 vorgestellt. Die Bremerhavener Bevölkerung, als interessierte und treue Zoobesucher, wurde durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit in den Planungsprozess einbezogen. Dabei wurde deutlich, dass der eingeschlagene Weg von allen als richtig angesehen wurde. Nachdem für einige Tiere Zwischenunterkünfte errichtet waren, konnte im Januar 2001 mit den Bauarbeiten für den ersten Bauabschnitt begonnen werden.

Im November 2002 war es endlich soweit, die Schimpansen, Eisbären, Polarfüchse und Robben zogen in ihre neuen Gehege. Für die anderen Tiere gab es Übergangsquartiere und der zweite Bauabschnitt startet im März 2003. Am 27. März 2004 wurde der Zoo feierlich eröffnet. Nach 3 Jahren war das Werk vollendet. Das Ergebnis ist aus tiergärtnerischer, architektonischer und städtebaulicher Sicht sehenswert. Die geplanten Baukosten wurden trotz widriger Umstände gehalten. Die Finanzierung dieses für die touristische Entwicklung Bremerhavens so wichtigen Projekts wurde durch öffentliche Zuschüsse sichergestellt.

Das Architekturkonzept

Wir gehen heutzutage nicht mehr wie in früheren Zeiten in den Zoo, um uns exotische Tiere in Käfigen anzuschauen, sondern um ein ganzheitliches und sowohl unterhaltsames als auch informatives Freizeiterlebnis zu finden, das wir auch unseren Kindern mit gutem Gewissen zeigen können. Der Stadtparkbummel ist der Safaritour gewichen.

Auf dieser Erkenntnis basiert das Architekturkonzept des Zoo am Meer. Entsprechend schaut sich der Besucher nicht mehr Tiere in Bremerhaven an, sondern in Kanada, Feuerland, Spitzbergen oder Sibirien: in ihrem ursprünglichen Lebensraum. Um diese Illusion zu erzeugen, mussten die entsprechenden Landschaften naturgetreu nachgebaut werden. Zugleich soll der Besucher die komplizierte Wassertechnik und die aufwändigen zoologischen Servicebereiche nicht wahrnehmen.

Er sieht nur die Tiere, die in der gleichen Landschaft leben, die er selbst gerade durchschreitet. Zoologisch notwendige Absperrungen zwischen den Tieren oder zwischen Tieren und Menschen sollen unbemerkt bleiben, denn der Besucher, der ein Gehege als solches erkennt, wird über Tierhaltung und nicht über Tierverhalten nachdenken. Um den Eindruck von Tieren in freier Wildbahn zu erzeugen, werden die Tiere vor dem Hintergrund der offenen See präsentiert. So entsteht der Eindruck, sie könnten jederzeit dorthin davonschwimmen.

Die Einblicke in diese so geschaffenen Landschaften sind auf unterschiedlichen Ebenen möglich: vom Berg, aus der Ebene, dem Tal oder gar unter Wasser. Man schaut gewissermaßen in die Nordsee und zufälligerweise sieht man eine Robbe vorbeitauchen. Diese karge Felsenlandschaft bekommt auf der Seite, die der Stadt zugewandt ist, eine besondere Note. Hier haben die Menschen die vorgefundene Landschaft in der Art eines Bildhauers gestaltet: die Felsen geschliffen – Diamanten gleich veredelt und somit ein Zeichen gesetzt.

René E. Herwig
HJW + Partner
Architekten + Ingenieure

Quo vadis Zoo am Meer?

Auch der Zoo am Meer ist in den vielen Jahren immer wieder umgebaut worden, um den Anforderungen der jeweiligen Zeit zu entsprechen. Ende der 90er Jahre stand wieder eine dringend notwendige Komplettsanierung an. Haltungsanforderungen für Zootiere nach dem Deutschen Tierschutzgesetz und der Europäischen Zoo-Richtlinie ließen eine Haltung von bestimmten Tieren im alten Zoo aufgrund der geringen Größe der Gehege nicht mehr zu.

Die alte Bausubstanz war so marode, dass nur die Optionen im Raum standen, den Zoo komplett zu schließen oder ihn neu zu bauen. Die Möglichkeit, den Zoo zu schließen, wollte die Bremerhavener Bevölkerung nicht zulassen. Eine Unterschriftenaktion zugunsten ihres Zoos ließ kein Zweifel darüber, was gewünscht und gewollt war. Aber es war auch klar, dass der neue Zoo ein anderes Gesicht haben würde, da die begrenzte Fläche nur eine begrenzte Auswahl von Tieren zulassen würde.

Die Fläche konnte durch die Verlagerung der Hochwasserschutzmauer weiter zur Weser hin zwar um 40% auf 8.600 m² erweitert und durch die zweigeschossige Bauweise eine Nutzfläche von 11.800 m² erreicht werden, aber sie ist im Vergleich zu anderen Zoos immer noch sehr klein. Schon zur Eröffnung der Tiergrotten 1928 hatte Dr. Lübben die Vorstellung, den Tierbestand auf im Wasser lebende und nordische Tiere zu begrenzen. Dieser Schwerpunkt konnte aber in den folgenden Jahren nicht konsequent umgesetzt werden, weil Seeleute von ihren Reisen dem Zoo exotische Tiere mitbrachten, die dann im Zoo am Meer gepflegt wurden. Jetzt sollte aber dieses Schwerpunktthema wieder aufgegriffen werden.

Entwicklungen des Zoos

Die Zoobauten und Zoogehege haben in den letzten Jahrzehnten in allen Zoos eine große Entwicklung erfahren. Die Käfige und Dioramen des 20. Jahrhunderts sind von großen Naturanlagen abgelöst worden. Waren in den 70er Jahren in vielen Zoos die Direktoren stolz auf den sichtbaren Schalbeton in ihren Anlagen, war gerade dieser Schalbeton in den 90er Jahren eher ein Schandfleck und man versuchte, mit natürlichen Dekorationsmaterialien diesen wieder unsichtbar zu machen.

Der Trend in der Zoolandschaft ging und geht zu großzügigen und naturnahen Biotop-Anlagen, in denen die Tiere ein möglichst breites Spektrum ihres natürlichen Verhaltensmusters ausleben können. Nicht nur das Tier steht im Mittelpunkt, sondern das Tier in seinem Lebensraum.

Über die Haltung so genannter „Flaggschiff-Tiere“ in Zoos wird auf die Problematik der Umweltzerstörung und damit auch die der Lebensraumzerstörung hingewiesen. Die Darstellung ökologischer Zusammenhänge wurde ein weiteres Ziel. Das fordert aber auch von den Besuchern ein Umdenken. War das Tier in den alten, kleinen Zooanlagen immer direkt im Sichtbereich der Besucher, können sich die Tiere in den modernen großzügigen Anlagen auch einmal zurückziehen. Aber nur in solchen Anlagen ist Zootierhaltung heute noch zu rechtfertigen.

Wie ging es weiter?

„Stillstand ist Rückschritt“ und so ging es auch im Zoo am Meer nach dem 80sten Geburtstag weiter. Anlagen für Asiatische Zwergotter und Sibirische Eichhörnchen komplettierten den Tierbestand der wasserbezogenen und nordischen Tierarten.

Bestehende Anlagen, wie die Wurfhöhle der Eisbären, wurden nach den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen umgebaut. So konnte der Zoo am Meer nach fast 40 Jahren 2013 und 2015 erstmalig wieder Nachwuchs bei den Eisbären feiern.

Die Keimzelle des Zoo am Meer war das Nordsee-Aquarium, das im Jahre 1913 als eine Wartehalle für Anlegezwecke des Norddeutschen Lloyd eröffnet wurde. Im Jahr 1928 kam ein kleines Außengelände hinzu, auf dem auch Säugetiere und Vögel gezeigt wurden. Der komplette Umbau des Zoos erfolgte zunächst ohne Aquarium, da die Planung für die Bereiche um den Zoo herum, den möglichen Bau eines Großaquariums, unabhängig vom Zoo, vorsahen.

Viele Besucher, einheimische und auswärtige Gäste, machten es jedoch immer wieder sehr deutlich, dass sie in einem „Zoo am Meer“ ein Aquarium erwarteten. Ein bisheriger Schwachpunkt des Zoo am Meer war, dass er mit seinem Themenschwerpunkt „wasserbezogene und nordische Tiere“ naturgemäß über keine großen Warmhäuser verfügte. Mit dem Bau eines Aquariums im Jahr 2013 wurde beides geschaffen, ein faszinierendes „Fenster zur Nordsee“  und ein Raum für die Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Dauer. siehe Historie Nordsee-Aquarium

Mit der Eröffnung des Nordsee-Aquariums konnten die Besucherzahlen während der Wintermonate gesteigert werden und eine sinnvolle und historisch notwendige Ergänzung des Tierbestandes vorgenommen werden.

Alle Erweiterungsbauten wurden, wie auch der Zooneubau, in Zusammenarbeit mit dem Zoo-Team und der Städtischen Grundstücksgesellschaft  realisiert.

2018 wurde der 90. Geburtstag gefeiert

Visionen gehören zu einem lebendigen, sich stetig weiterentwickelnden Zoo. Daher stellt sich in Anbetracht der besonderen Lage des Zoo am Meer wieder die Frage: „Quo vadis Zoo am Meer“?

Der neu gestaltete Willy-Brandt-Platz fällt nicht zuletzt aufgrund seiner steigenden Weser-Pegelstände als mögliches Erweiterungsgebiet aus. Der Blick fällt auf die andere Seite, auf der ein optisch nicht schöner Parkplatz zu finden ist. Da die Wetterbedingungen an der Küste immer unstabiler werden, wäre eine Erweiterung des Zoos in Richtung Parkplatz mit größeren „Indoor“-Bereichen zur Besucherstabilisierung sehr sinnvoll. Die Verbindung beider Bereiche könnte über eine Brücke realisiert werden. Der Zoo ist ein naturwissenschaftliches Kompetenzzentrum, daher ist das Thema „Evolution, die Entstehung der Arten“ besonders attraktiv. Das Leben begann im Wasser, Tiergruppen gingen aus dem Wasser an Land, ein Zweig entwickelte sich über die Menschenaffen bis hin zum Menschen, andere gingen wieder zurück ins Wasser, wie z.B. die Robben. Ein spannendes Thema, dass mit einer Reihe attraktiver Tierarten begleitet werden kann. Zu einer detaillierten Planung der gezeigten Tierarten ist die Kenntnis der Größe der zusätzlichen Flächen notwendig.

Beispiele von Tierarten zum Thema Evolution:

  • Pfeilschwanzkrebse/Nautilus
  • Knochenhechte/Lungenfische
  • Riesensalamander
  • Krokodile/Riesenschildkröten/Komodowaran
  • Schnabeligel
  • Gürteltier
  • Riesenbeutelmarder
  • Affen